Samstag, 22. Juli 2006
DAS SÜDSTADT PHÄNOMEN (in progress)
... Zusammenfassung:
Zusätzlich zur Hitze plagt ein ständig zunehmendes statisches Rauschen, das auch alle Radio- und TV-Sender überlagert, die Bewohner der Südstadt.
Lemmi und Herr Biester scheinen dahinterzustecken,
aber vielleicht ist es auch nur der Erzähler, den die Hitze kirre macht.

Jetzt:
Die Wohnung hatte sich so aufgeheizt, das ich kaum noch Schlaf fand. Ich hielt mich längst nicht mehr für voll zurechnungsfähig.
Audio:
Statisches Rauschen im Radio, dass sich auf einen Sender einstellt:
11:30, das Wetter. Temperaturen bis 35 Grad...
Sender bricht weg, Rauschen

Rückblende:
Schon an meinem ersten Tag in der Südstadt war mir einiges seltsam vorgekommen.
Am der Haltestelle stand eine Frau in kerzengerader Haltung, den Kopf emporgereckt. Die Ellenbogen eng am Körper spreizte sie ihre Unterarme in einer kreuzigungsähnlichen Haltung ab, in der linken Hand hielt sie ein Herren-Feinripp-Unterhemd.
Ich überprüfte die Adresse auf dem Zettel und machte mich auf den Weg.

Jetzt:
Audio: Statisches Rauschen
Ich stelle einen Kaffee auf. Ich versuche den Sender reinzukriegen, aber nichts kommt. Ich stelle das Radio ab, aber das Rauschen bleibt.
Ich gehe das Treppenhaus hinunter, an der Tür des Vermieters vorbei, verlasse das Haus.
Irgendwas scheint sich zu verändert zu haben, als ob der Druck zunähme.

Rückblende:
fenster im dritten stock, wo zeitungen vor die fenster geklebt waren. dort würde ich einziehen... ich wischte mir den feuchten film vom gesicht, den der regen beim hinaufschauen hinterlassen, packte mein koffer. der schlüssel passte.
Rechts neben der Tür Lemmikk auf seinem Stuhl: "JO!"


Audio: statisches Rauschen und knacksen
Die Leute erscheinen mir hektischer, übersteigert, fasdt ekstatisch.
Diese Frau dahin streichelt eine Hauswand, summt dabei leise. Nicht, daß sie das sonst nicht auch tut...
aber heute ist es irgendwie anders.
(Rauschen korrespondiert zu ihren Bewegungen)
Ich begegne Lemmi. "Na, heute deine Trompete nicht dabei?" - " Da ist noch nicht der richtige Zeitpunkt für.."


Rückblende:
Mit einem Bündel Scheine in der Hand stehe ich im dunklen Hausflür, drücke die Klingel bei Herrn Biester, meinem Vermieter.
Ich höre wie er angeschluerft kommt, sein Auge ans Guckloch legt, und dann die Tür öffnet.
Er trägt ein speckiges Unterhemd und lange Unterhose, dazu Thrombose-Strümpfe.
Umständlich kramt er ein Mietbuch hervor, zählt das Geld nach und quittiert, dabei tritt vor Konzentration seine Zunge zwischen den Lippen hervor.
Mein Blick fällt auf die mit Aktenordnern bedeckten Sessel, Ein Regal mit überquellenden Kisten, Apparaturen aller Art.
Leichtes Knacksen + Rauschen ist zu hören.
Er hatte bis zu seiner Pensionierung als überwachungsspezialist beim BND gearbeitet, habe ich inzwischen erfahren.


Er, Jogging-Hose, knallgelbes Käppi und den Kinderwagen schiebend, brüllt zu ihr, die an der nächsten Strassenecke steht:
"Haste Geld?"
"Ja.." Rauschen
"Warum holste dann nich was beim Bäcker? Bist du behindert?!" Rauschen
"Du bist behindert!! Der Bäcker hat zu!!"

Rückblende:
Mann vorm Kiosk: "Dat sin die Handymasten sach ich dir! Die ham se überall aufgestellt und damit kontrollieren se uns jetz un keiner checkts"

Dachantennen abends, zunehmendes Rauschen.
Ich versuche zu schlafen

Aus dem Fenster türkische Popmusik. Tonsignal wird von Knacksern und Fiepen zerfetzt. Steroanlage fliegt aus dem Fenster. Lautes Schimpfen.

Herr Biester läuft auf der anderen Strassenseite mit seinem Trolley, stellt sich neben Lemmi. Er öffnet seinen Trolley, beide starren in die Öffnung, scheinen an etwas rumzufummeln , schauen immer wieder zum Himmel.

Nachts:
Rauschen, Knacksen, darunter mischt sich tiefes Brummen wie von Antroebsaggregaten.
Endlich Gewitter. Verzerrte Schatten von Herrn Biester und Lemmi in Innenhof. Herr Biester scheint Lemmi eine Spezialhelm mit allerhand Apparaturen dran aufzusetzen.
Ich sehe die beiden aus der Dachluke steigen, auf der anderen Seite des Daches verschwinden.

Morgengrauen:
Vögel zwitschern, ansonsten Ruhe. Es ist kühl.
Platz vor dem Haus. Absperrbänder.
Vorm Eingang Lemmis Moped, der Trolley neben dem Schornstein am Dachfirst.
Lemmi liegt, angetan mit einem roten Cape auf dem Boden, der sonderbare Helm ist ein paar Meter daneben aufgeschlagen. Er regt sich nicht.
Von Herrn Biester keine Spur.