Montag, 24. Juli 2006
... Also ich bin beeindruckt von der Fülle des Materials, der Beobachtungen.... Ich glaube, das Projekt ist auf dem besten Weg.... Macht Spaß zu lesen. Ich finde es auch gut, dass die Details jetzt allmählich in einen daramaturgischen Bogen eingebaut werden. Da kann man ja erstmal noch in verschiedenen Alternativen denken. Was wählt man aus, auf welche Charaktere beschränkt man sich, was könnten die ergiebigsten Szenen für die Realiosierung sein. Ich glaube auch, dass eine gewisse Fantastik, also etwas Unwahrschenliches, Unrealistisches der Sache gut bekäme. Weil auch das Material und die Methode natürlich dazu herausfordern, unsichtbare Dinge sichtbar zu machen und Phänomene ganz anders zu visualisieren und mit (ambivalenter) Beeutung aufzuladen. Eine gewisse Mehrdeutigkeit sollte die Story unbedingt behalten.

Ein paar Fragen tauchen auf: Es gibt eine Person, die erzählt - stimmt? Und irgendwie wünscht man sich natürlich auch etwas mehr Info über diese Person. Das wird momentan zu selbstverstänldich vorausgesetzt, weil ja alle hinreichend untereinander bekannt sind. Aber im Film ist das ja eine abstrakte Größe, die natürlich über die Art ihrer Wahrnehmung und Interpretation einiges über sich verrät, die aber doch auch darüber hinaus eine eigene - fiktive - Geschichte haben könnte, die sich so allmählich enthüllt bzw. mit den Geschehnissen irgendwie verbindet.

Außerdem müßte noch der Erzählstandpunkt im Sinne einer Zeitdefinition eindeutiger geklärt oder verunklärt werden. Ab wann setzen die Beobachtungen ein, über welchen Zeitraum, was wird evtl. in Rückblenden erzählt?

Die ersten Animationsversuche finde ich schon ganz vielversprechend. Interessant finde ich auch die Kombi zwischen realer Figur und künstlichem Kopf. Erinnert mich in der tonlosen Sequenz auch irgendwie an die Stummfilmzeit. Eine gewisse Retro-Ästhetik ist ja vermutlich gewünscht und über die Verwendung von gebrauchten Oberflächen auch vorprogrammiert. Wichtig finde ich aber, dass das Licht total professionell gesetzt wird. Das darf auf gar keinen Fall improvisiert und dilletantisch rüberkommen. Ebenso muss die Audio-Ebene so professionell sein, dass man überhaupt nicht darüber nachdenkt, wie sie zustande gekommen ist.

Da fällt mir die Aufzeichnung von einem interessanten Hörspiel ein, die ich letztens angehört habe: ein retrofuturistisches Stück mit dem Titel "Gräser fliegen nur noch selten" von Hermann Bohlen. Eine ebenfalls als Ich-Erzählung geschilderte paranoide Stadt-Wahrnehmung... Könnte evtl. inspirierend sein...

Also weiter so und alles Gute, mit vielen Grüßen...SB